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Die Kammer

“Die Kammer” von James Foley stellt jede aktuelle Kinoversion des amerikanischen Rassenkonfliktthemas in den Schatten. Die Intensität der Geschichte verlangt neben dem mitfühlenden vor allem den selbstkritischen Zuschauer: Adam Hall (Chris O’Donnell) ist der Enkel von Sam Cayhall (Gene Hackman), der in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet. Sam ist Mitglied des Ku Klux Klan und wurde für schuldig erklärt, durch ein Bombenattentat auf das Kramer-Anwaltsbüro die beiden Kinder des Anwaltes getötet zu haben. Chris besucht seinen Großvater in der Zelle. Neben seinen Versuch zu beweisen, daß sein Großvater zu Unrecht zum Tode verurteilt worden ist, will Chris wissen, wer sein Großvater wirklich ist, und er will verstehen lernen, mit welchem Stellenwert er seine rassistische Ursprungsfamilie in Bezug auf seine eigene Biographie annehmen kann. Auch in der Kindheit von Chris gab es traumatische Einschnitte: Sein Vater hat sich erschossen, weil er Sams grausamen Übergriffe auf die schwarze Bevölkerung nicht mehr ertrug; die ältere Schwester seines Vaters, Lee Hall (Faye Dunaway), hat nicht nur alle Spuren von Sam aus ihrem Leben getilgt, sondern sie schüttet ihre unaufgearbeiteten Kindheitserlebnisse immer wieder mit Alkohol zu video porno. Die Suche nach den wahren Tätern des Kramer- Attentats stellt sich immer mehr als die Suche nach den eigenen Wurzeln heraus. Chris muß schmerzhaft erkennen, daß Sam wirklich dieser Rassist war und erst in den letzten Jahren gelernt hat, anders denkende Menschen zu respektieren. Sam beendet seinen Lebensweg voller Hass und Ablehnung mit dem Weg in die Gaskammer, aber vorher hat er seinem Enkel drei Briefe mitgegeben: An seine Tochter Lee Hall, an Frau Kramer, die beide Kinder und später ihren Mann verlor, weil er einige Jahre nach dem Tod der Kinder sich selbst tötete, an den ehemaligen, besten und schwarzen Freund seines Sohnes, dessen Vater er auch erschoß. Der sehenswerte Film gibt Anlaß zu einem kritischen und im Hollywoodkino unüblichen Modell von Hoffnung, weder ein Rechtssystem noch brilliante Anwälte können den Einzelnen aus der Verantwortung holen – jeder Einzelne selbst ist für sein Tun verantwortlich und das muß er erkennen. Einzig und allein darin ist Hoffnung begründet…